Kunstbewertung – Die 6 wichtigsten Kriterien im Überblick

Regelmäßig liest man von Rekordpreisen, die weltweit für Kunstwerke gezahlt werden. Bei all diesen Rekorden kommt bei vielen die Frage auf, wie diese Preise entstehen und welche Kriterien den Wert eines Kunstwerkes beeinflussen? Welche Faktoren sind dafür verantwortlich, dass ein Kunstwerk 1.000 Euro kostet und ein anderes 100.000 Euro? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die wichtigsten Kriterien zur Kunstbewertung.

1. Künstler

Der erste und mit Abstand wichtigste Faktor, um den finanziellen Wert eines Kunstwerks zu bestimmen, ist der Künstler, der das Werk geschaffen hat. Arbeiten von Künstlern mit einem hohen Bekanntheitsgrad, die in der Kunstwelt etabliert sind deren Werke regelmäßig von Museen und Galerien ausgestellt werden, erzielen zumeist höhere Preise als jene von Künstlerinnen und Künstlern, die nur über eine geringe Bekanntheit verfügen.

2. Seltenheit

Dinge, die nur schwer zu bekommen sind, sind häufig besonders begehrt. Gerade bei Kunstwerken rechtfertigt die Seltenheit nicht nur einen hohen Preis, sie suggeriert auch einen exklusiven Klub von Sammlern. Wie bekannte Luxusmarken, so verknappen mitunter auch zeitgenössische Künstler und ihre Galerien das Angebot, sobald die Nachfrage steigt. Anstatt mehr zu produzieren und damit womöglich den Markt zu verwässern, werden Wartelisten geführt und müssen sich selbst wichtige Sammlerinnen und Sammler gedulden, um ein atelierfrisches Werk erwerben zu dürfen.

Man muss dazu jedoch erwähnen, dass die Seltenheit für sich noch kein wertsteigernder Faktor ist. Nur weil ein Künstler wenige Werke geschaffen hat, bedeutet dies nicht, dass diese über einen hohen Wert verfügen.

3. Technik

Ein weiterer Faktor, der den Wert eines Kunstwerkes beeinflusst, ist die Technik. Generell gilt, dass Gemälde einen höheren Wert haben als Arbeiten auf Papier. Bei den Arbeiten auf Papier erzielen farbige Aquarelle und Buntstiftzeichnungen üblicherweise höhere Preise als einfarbige Zeichnungen. Druckgrafiken bilden die unterste Ebene. Hier gilt es besonders auf den Umfang der Auflage bzw. der Edition zu  achten, d.h. die Seltenheit kommt ist hier von Bedeutung. Werke aus einer kleinen 15er Edition haben in der Regel einen höheren Wert, als jene aus einer 1.000er.

Teilweise gibt es aber auch Abweichungen von diesem Grundsatz. So kann es durchaus vorkommen, dass das zeichnerische Oeuvre eines Künstlers wichtiger ist, als dessen malerisches, wie z.B. beim österreichischen Künstler Alfred Kubin (1877 – 1959). Dessen frühe Zeichnungen erzielen auf dem Kunstmarkt deutlich höhere Preise als seine Gemälde.

4. Motiv und Datierung

Auch das Motiv muss bei der Kunstbewertung berücksichtigt werden. So gibt es bestimmte Motive, die Sammlerinnen und Sammler eher ansprechen als andere. Ein weiblicher Akt erzielt in der Regel einen höheren Preis als beispielsweise das Portrait eines alten Mannes. Auch die Farbe kann den Wert eines Bildes beeinflussen. Laut Wissenschaftlern der Tilburg University erzielen blaue und rote Gemälde weltweit deutlich höhere Preise als beispielsweise gelbe oder violette, wobei es auch hier nationale Unterschiede gibt.

Neben dem Motiv kann auch die Datierung den Wert eines Kunstwerkes beeinflussen. Viele Künstler verändern im Laufe der Zeit ihren Stil oder setzen sich mit neuen Themen auseinander. Mitunter führt dies dazu, dass bestimmten Phasen des künstlerischen Oeuvres radikaler und innovativer sind als andere, was sich auch in den Marktpreisen niederschlägt. Während bei Künstlern wie George Grosz (1893 – 1959), Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) oder Herman Nitsch (1938 – 2022) insb. das Frühwerk gefragt ist, schaffen andere Künstler wie Henri Matisse (1869 – 1954) ein revolutionäres Spätwerk, das auf dem Kunstmarkt Höchstpreise erzielt.

5. Zustand

Der Zustand eines Kunstwerks kann dessen Wert ebenfalls beeinflussen. Gut erhaltene und sorgsam aufbewahrte Kunstwerke erzielen in der Regel höhere Preise als Werke in einem schlechten Erhaltungszustand, mit Schäden oder bei denen unsachgemäße Reparaturen durchgeführt wurden.

6. Provenienz und Ausstellungshistorie

Ein weiterer Faktor, der den Wert eines Kunstwerkes beeinflussen kann, ist die Provenienz. Die Provenienz eines Werkes bezeichnet dessen Herkunft und gibt damit Aufschluss über die ehemaligen Besitzer. Befand sich das Werk einst in der Sammlung einer berühmten Person wie z.B. des Amerikanischen Bankiers David Rockefeller oder des Deutschen Modedesigners Karl Lagerfeld, kann sich dies positiv auf dessen Wert auswirken.

Doch nicht nur die Verbindung zu berühmten Person, auch die zu wichtigen Ausstellungen und Museen ist für die Kunstbewertung von Bedeutung. Wurde ein Werk beispielsweise auf der Biennale in Venedig ausgestellt, oder im Museum of Modern Art (MoMA) in New York, hat dies in der Regel ebenfalls einen positiven Effekt auf den erzielbaren Marktwert.

Weitere Faktoren zur Kunstbewertung

Neben diesen sechs hier erwähnten Faktoren gibt es noch weitere, die den Wert eines Kunstwerkes ebenfalls beeinflussen können. Man denke hier beispielsweise an makroökonomische Aspekte, die dazu führen, dass sich die Einkommenssituation und damit das Investitionsverhalten ändert. Zudem unterliegt der Kunstmarkt, wie andere Branchen auch, schon immer Trends und verändert sich die Nachfrage seitens der Sammlerinnen und Sammler im Laufe der Zeit. Werke bestimmter Künstler und Kunstrichtungen, die heute sehr gefragt sind, verlieren in einigen Jahren u.U. an Attraktivität und damit an Wert. Andere hingegen werden womöglich wiederentdeckt und erleben so eine Renaissance.

NYT Artikel Kunstbewertung - Situation am Kunstmarkt

Zusammenfassung

In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Faktoren vorgestellt, die den Werkt eines Kunstwerkes beeinflussen. Um diesen möglichst genau zu bestimmen ist es wichtig, die o.g. Faktoren nicht losgelöst voneinander zu betrachten sondern gemeinsam und im Kontext des jeweiligen Künstlers sowie der aktuellen Marktsituation. Dennoch, trotz noch so umfangreicher Recherchen und Analysen ist es nicht möglich, den Wert eines Kunstwerkes mit Sicherheit zu bestimmen, da die Schätzung von Kunstwerken immer auf mehreren Annahmen, historischen Vergleichen sowie den Erfahrungswerten der jeweiligen Experten basiert. Beim Verkauf kommen dann weitere, unkalkulierbare Einflussfaktoren hinzu. So ist ein Kunstwerk letztlich immer so viel wert, wie jemand dafür bereits ist, zu bezahlen.

Über ARTMAKLER

ARTMAKLER ist eine international tätige Kunstberatung, die sich auf den Verkauf hochwertiger Kunstobjekte spezialisiert hat. Als unabhängiger Partner begleiten wir Sammler, Erben aber auch institutionelle Kunden bei der gezielten Veräußerung ihrer Werke. mehr erfahren

Bildquellen
Titelbild: Johannes Vermeer, Girl with the pearl earring (1665), Foto: Ivan Snowpaw, CC BY-SA 4.0 via Wikimedai Commons
Lovis Corinth, Mädchenakt (1886), Public domain, via Wikimedia Commons
Screenshot The New York Times, 22. Mai 2023, www.nytimes.com/2023/05/22/arts/design/art-auction-week-five-takeaways.html

Quellen und weiterführende Links
https://research.tilburguniversity.edu/en/publications/colors-emotions-and-the-auction-value-of-paintings
https://www.albeartgallery.com/post/10-factors-that-determine-the-value-of-art
https://www.theeditgallery.com/blog/7-factors-that-determine-the-commercial-value-of-art/