Kunstwerke auf Echtheit prüfen lassen – So gehen Sie vor

Fehler beim Kunstverkauf vermeiden - Recherche zu einem Werk von Alfred Kubin

Wer ein Kunstwerk kauft, verkauft, versichert oder es als Leihgabe einem Museum zur Verfügung stellen möchte, der sollte zunächst auf Nummer sicher gehen, dass es sich tatsächlich um ein authentisches, d.h. echtes Werk handelt. Kunstwerke werden gefälscht seitdem es Kunst gibt. Schätzungen zufolge sind rund 50% der im Umlauf befindlichen Kunstwerke nicht echt oder werden den falschen Künstlerinnen und Künstlern zugeschrieben. Erst kürzlich berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung von einem Fälschungsskandal um den 1988 verstorbenen Künstler Jean-Michel Basquiat. Ein Auktionator hatte gemeinsam mit einem Komplizen Bilder des Künstlers gefälscht und diese später in Umlauf gebracht. Als einige der Werke museal ausgestellt werden sollten, Flog der Schwindel jedoch auf.

Die zweifelsfreie Zuschreibung zu einem bekannten Künstler entscheidet maßgeblich über den Wert eines Kunstwerkes. Doch wie kann man überprüfen, ob ein Werk tatsächlich echt ist und ob es tatsächlich von dem Künstler stammt, dem es zugeschrieben wird? In folgendem Beitrag gehen wir näher auf die Echtheitsprüfung von Kunstwerken ein und erklären, welche Möglichkeiten es in der Praxis gibt.

Warum ist die Echtheit eines Kunstwerkes von Bedeutung?

Insbesondere bei bekannten Künstlerinnen und Künstlern gilt die Echtheit als wichtigster Faktor bei der Bewertung von Kunstwerken. Kann nachgewiesen werden, dass ein Bild tatsächlich von einem bekannten Künstler geschaffen wurde, hat dies einen erheblichen Einfluss auf dessen Marktwert. Die Echtheit entscheidet also darüber, ob ein Kunstwerk beim Verkauf nur einige hundert Euro erzielen kann, oder womöglich mehrere hunderttausend. Ebenso ist die Echtheit von Bedeutung, wenn das Kunstwerk versichert oder als Leihgabe einem Museum übergeben werden soll. Auch hier spielen die Authentizität und damit im weiteren auch der Wert eine Rolle.

Möglichkeiten zur Überprüfung der Echtheit von Kunstwerken

Um die Echtheit eines Kunstwerkes festzustellen, wird das fragliche Bild in der Praxis anhand mehrerer Kriterien untersucht. Die wichtigsten Säulen sind dabei die vergleichende Analyse, die kunsthistorische Analyse, die Provenienzrecherche sowie die Materialanalyse. Im besten Fall führen die Ergebnisse all dieser Untersuchungen zum gleichen Ergebnis und liefern somit die Basis für ein fundiertes Urteil.

Vergleichende Analyse

Bei der vergleichenden Analyse wird zunächst eine visuelle Untersuchung des Werkes vorgenommen. Ziel ist es festzustellen, ob das Werk nicht nur so aussieht, sondern sich auch so „anfühlt“ wie andere, authentische Kunstwerke des Künstlers. Diese Überprüfung erfolgt in der Regel durch spezialisierte Experten, Gremien oder Institutionen, die sich seit vielen Jahren mit dem Oeuvre des jeweiligen Künstlers befassen und dies genauestens kennen. Der Fokus der Untersuchung liegt hierbei nicht nur auf der Signatur, sondern auch auf der stilkritischen Untersuchung.

Überprüfung der Signatur

Der erste Schritt zur Echtheitsprüfung ist häufig die Analyse der Signatur, sie kann den entscheidenden Hinweis darauf geben, von welchem Urheber ein Kunstwerk stammt. Viele Künstlerinnen und Künstler haben ihre Werke signiert, sei es mit vollständigem Namen, mit einem Monogramm oder gar einem Symbol. Bei einigen Künstlern ist die Signatur gut auf der Vorderseite ihrer Bilder erkennbar, andere verstecken sie im Motiv oder signieren ihre Arbeiten rückseitig.

Hat man eine Vermutung, von welchem Künstler das Kunstwerk stammt, kann man andere Arbeiten des Künstlers heranziehen und die Signaturen vergleichen. Experten stellen die Bilder bzw. Signaturen dazu häufig auf den Kopf. Auf diese Weise lesen sie nicht mit dem Verstand und lassen sich untypische Linien- und Pinselführungen leichter identifizieren. Bei der Untersuchung gilt es zu berücksichtigen, dass Künstlerinnen und Künstler ihre Signaturen im Laufe der Zeit mitunter variieren oder nur für bestimmte Motive oder Auftraggeber andere Signaturen verwendeten. Erfahrene Experten können aus der Signatur so mitunter weit mehr Schlüsse ziehen.

Stilkritische Untersuchung

Eine weitere Form der vergleichenden Analyse ist die stilkritische Untersuchung. Hierbei wir überprüft, ob Komposition, Sujet, Farbpalette, Pinsel- und Linienführung etc. mit anderen, authentischen Arbeiten des Künstlers übereinstimmen. Viele Künstlerinnen und Künstler verändern im Laufe der Zeit auch ihre Motive, ihre Technik oder experimentieren mit neuen Materialien. Sie widmen sich neuen Themen, verändern ihre Farbpalette, die Formensprache oder ihre Malweise. Durch die langjährige, intensive Auseinandersetzung mit dem Oeuvre eines Künstlers ist es Experten möglich, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen aber auch Abweichungen zu identifizieren. So kann die stilkritische Untersuchung wichtige Erkenntnisse für die Beurteilung der Authentizität eines Kunstwerkes liefern.

Provenienz und kunsthistorische Analyse

Neben der vergleichenden Analyse, wird die Echtheit von Kunstwerken in der Praxis auch mittels Provenienzforschung sowie kunsthistorischer Analysen überprüft.

Werkverzeichnisse und kunsthistorische Forschung

Werkverzeichnisse, auch catalogue raisonné oder critical catalogue genannt, gelten als die wichtigsten Anlaufpunkte, wenn es um die Überprüfung der Echtheit von Kunstwerken geht. Bei einem Werkverzeichnis handelt es sich um einen Katalog, der nach wissenschaftlichen Standards, von einem einzelnen Experten bzw. einem Gremium erstellt wird und einen umfassenden Überblick über die vom jeweiligen Künstler geschaffenen Werke bietet.

Im Werkverzeichnis finden sich neben Fotos auch Angaben zur Technik sowie den Maßen der für echt befundenen Kunstwerke, teilweise ergänzt um Informationen zu Ausstellungen und Eigentümern. Ist das gesuchte Bild im Werkverzeichnis aufgeführt und stimmen die Eigenschaften der Arbeit mit den Angaben überein, gilt dies als wichtiger Beleg für die Authentizität des Kunstwerkes. Weichen die Angaben jedoch ab, ist Skepsis angebracht und sollten weitere Kriterien überprüft bzw. weitere Informationen zum Bild eingeholt werden.

In den Bibliotheken zahlreicher Museen und Universitäten finden sich entsprechende Werkverzeichnisse. Viele Kataloge sind inzwischen aber auch online verfügbar. Eine umfangreiche Übersicht digitaler Werkverzeichnisse finden Sie unter folgendem Link: www.artvise.me/online-werkverzeichnisse.

Provenienzforschung

Ein weiteres Kriterium zur Echtheitsüberprüfung von Kunstwerken ist die Provenienz, d.h. die Dokumentation der früheren Eigentümer. Im Idealfall lassen sich die historischen Eigentumsverhältnisse bis zum Atelier des Künstlers bzw. der Künstlerin, anhand von Rechnungen, Urkunden, Briefen, Fotos etc. zurückverfolgen. Eine lückenlose Provenienz kann somit als Beleg für die Authentizität eines Bildes dienen.

Gerade bedeutende Werke hinterlassen ihre Spuren in der Geschichte. Viele Galerien, Museen und Sammlungen veröffentlichen Kataloge zu ihren Ausstellungen und führen seit Generationen detailliert Buch über ihre Bestände sowie externe Leihgaben. Auch diese Aufzeichnungen können im Kontext der Provenienzforschung dazu dienen, die Eigentumsverhältnisse eines Kunstwerkes zu rekonstruieren und so dessen Authentizität zu bestätigen.

Weitere Hinweise zur Echtheit eines Kunstwerkes finden sich mitunter auf dessen Rückseite. Museen, Galerien, Auktionshäuser aber auch Sammler versehen ihre Werke oftmals mit Aufklebern oder Notizen. Sammlungsstempel, Inventaraufkleber, Widmungen oder aber Verzeichnisnummern liefern so nicht selten den entscheidenden Hinweis, um die Geschichte eines Kunstwerkes verstehen.

Materialanalyse

In der Struktur, ihrer Zusammensetzung sowie den Eigenschaften von Materialien, ist die Entstehungsgeschichte eines Kunstwerkes förmlich eingeschrieben. Bei der Materialanalyse werden Kunstwerke daher mithilfe unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Verfahren untersucht. Ziel ist dabei, Informationen über die verwendeten Materialien und Techniken zu gewinnen und diese Erkenntnisse mit anderen Werken des Künstlers zu vergleichen. Neben der Untersuchung mit UV- und Infrarotstrahlen, oder der Auswertung von Röntgenaufnahmen, finden auch chemischen Analyse der verwendeten Farben und Materialien statt. So ist es möglich festzustellen, ob die verwendeten Materialen zu Lebzeiten des Künstlers bereits existierten und sie auch in anderen seiner Werke zum Einsatz kamen.

Bis ins 19. Jahrhundert verwendeten Künstlerinnen und Künstler beispielsweise das sogenannte Bleiweiß. Erst seit 1840 kam dann auch Zinkweiß zum Einsatz, seit ca. 1918 dann auch Titanweiß. Lässt sich durch die Materialanalyse nachweisen, dass in einem Gemälde Titanweiß zum Einsatz kam, muss es folglich aus der Zeit nach 1918 stammen.

Sie möchten die Echtheit eines Werkes überprüfen lassen?

Im Kunstbereich gibt es zahlreiche Anbieter und Sachverständige, bei denen Sie Kunstwerke hinsichtlich ihrer Echtheit überprüfen lassen können. Jedoch sind nicht alle dieser sogenannten Experten auch von den wichtigen Akteuren des Kunstmarktes, d.h. Museen, Kunsthändlern und Auktionshäusern, anerkannt. Das bedeutet, mitunter läuft man Gefahr viel Geld für ein Zertifikate zu zahlen, das später von den Marktteilnehmern nicht akzeptiert wird.

Gerade bei bekannten Künstlerinnen und Künstlern gibt es häufig nur eine einzelne Person oder ein einzelnes Gremium weltweit, das über die entsprechende Deutungshoheit verfügt und an die man sich zunächst wenden sollte. Für Werke von Claude Monet ist dies beispielsweise das Wildenstein Plattner Institute (WPI) in New York.

Wer der Meinung ist, ein Gemälde des französischen Malers zu besitzen, welches bisher nicht im offiziellen Werkverzeichnis aufgeführt ist, muss sich zunächst an das WPI wenden. Nachdem man über ein online Formular die notwendigen Daten übermittelt und die Bearbeitungsgebühr überwiesen hat, werden die Informationen an das zuständige Komitee geleitet. Dieses trifft sich mehrmals im Jahr und berät über die vorgebrachten Werke. Erst nachdem das Werk überprüft und seine Authentizität von den Experten bestätigt wurde, gilt das Bild als echter Monet und wird in das offizielle Werkverzeichnis aufgenommen.

Gibt es keinen ausgewiesenen Experten für den Künstler, so empfiehlt es sich, zunächst Museen, Galerien oder Auktionshäusern zu kontaktieren, die den Künstler und dessen künstlerisches Gesamtwerk kennen. Gerade Museen und spezialisierte Kunsthändler kennen das Oeuvre ihrer Künstlerinnen und Künstler im Detail und verfassen mitunter wissenschaftliche Publikationen und Kataloge. In vielen Fällen können sie bei Fragen zur Authentifizierung von Werken behilflich sein.

Können sich die Experten auch irren?

Ja, es kommt immer wieder vor, dass sich ein zunächst als unecht klassifiziertes Kunstwerk, aufgrund neuer Forschungserkenntnisse, nach Jahren doch als echt herausstellen. Es gab aber auch schon Fälle, bei denen als echt bestätigte und im Werkverzeichnis aufgeführte Werke im Nachhinein als Fälschung gewertet oder einem anderen Künstler zugeschrieben wurden.

Erst 2021 führten neue Untersuchungsergebnisse dazu, dass ein Gemälde aus den Beständen der Londoner National Gallery, dem französischen Barockmaler Nicolas Poussin (1594 – 1665) zugeschrieben wurde. Zuvor nahm man noch an, dass es sich lediglich um eine Kopie im Stil von Poussin handelte. Mitunter lohnt es sich also abzuwarten und auf neue Erkenntnisse in der Forschung zu warten.

Zusammenfassung

Wie gezeigt wurde, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Verfahren, um die Echtheit eines Kunstwerkes zu überprüfen – von der vergleichenden Analyse über die Provenienzforschung bis hin zur Materialanalyse.

Stammt das Werk, dessen Authentizität es zu überprüfen gilt, von einem bekannten Künstler, sollte man sich zunächst erkundigen, ob es einen Experten gibt, der für die Authentifizierung der Werke verantwortlich ist und dessen Urteil auch von den Marktteilnehmern anerkannt wird. Dieser Experte kann die stilkritische Analyse vornehmen und kennt u.U. weitere Details zum Werk und dessen Entstehungsgeschichte.

In allen anderen Fällen empfiehlt es sich, zunächst mit Museen, Galerien oder Auktionshäusern in Kontakt zu treten, die bereits mit Werken des Künstlers gearbeitet haben und über die nötige Kenntnis verfügen. Gerade Museen und spezialisierte Kunsthändler kennen das Oeuvre ihrer Künstlerinnen und Künstler sehr gut und erstellen mitunter wissenschaftliche Publikationen. Somit können sie in vielen Fällen bei der vergleichenden und kunsthistorischen Untersuchung von Kunstwerken behilflich sein.

Dennoch, gleich welche der o.g. Methoden bei der Authentifizierung zum Einsatz kommt, eine hundertprozentige Sicherheit bezüglich der Echtheit eines Kunstwerkes, kann trotz aufwendiger Untersuchungen nicht immer erzielt werden.

Welche Rechte Sie als Käufer eines gefälschten Kunstwerkes haben und was Sie tun können, wenn sich die Experten und Sachverständigen einmal irren, lesen Sie z.B. im Kunstrechtblog der Kanzlei Berg & Partner in Düsseldorf.

Über ARTMAKLER

ARTMAKLER ist eine international tätige Kunstberatung, die sich auf den Verkauf hochwertiger Kunstobjekte spezialisiert hat. Als unabhängiger Partner begleiten wir Sammler, Erben aber auch institutionelle Kunden bei der gezielten Veräußerung ihrer Werke. mehr erfahren

Quellen
https://www.ehow.com/how_12142600_painting-authenticated.html
http://responsibleartmarket.org/guidelines/guidelines-for-experts-authenticating-works-of-fine-art
https://news.artnet.com/market/over-50-percent-of-art-is-fake-130821
https://artrepreneur.com/journal/authenticating-art/
https://theartling.com/en/artzine/art-authenticate-appraise/
https://hanginginvestments.com/how-to-authenticate-art/
https://guides.lib.berkeley.edu/c.php?g=387200&p=2626560
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/fake-basquiats-im-orlando-museum-of-art-haendler-gesteht-18821853.html